Risikoschwangerschaften | MD Horizonte
Risikoschwangerschaften: Früh erkennen und richtig einschätzen
Durch eine adäquate Anamnese ihrerseits können Sie Risikoschwangerschaften frühzeitig erkennen und das Risiko einer Fehl- oder Totgeburt deutlich mindern.
Auch wenn Sie nicht als Gynäkolog:in tätig sind, sind profunde Kenntnisse über die Ursachen und Gründe von Risikoschwangerschaften hilfreich, um Patientinnen mit Schwangerschaftswunsch bereits präkonzeptionell zu informieren und zu beraten. Sie möchten doch, dass Ihre Patientin sich durch eine umfassende Betreuung wohl und sicher bei Ihnen fühlt?
MD Horizonte bietet Ihnen als Weiterbildungsangebot den Kurs “Gynäkologie und Geburtshilfe compact” zum Buch von Dr. Bernhard Uhl an. Bilden Sie sich sinnvoll weiter und profitieren Sie von wertvollen CME Punkten!
In diesem Beitrag lesen Sie:
1. Was ist eine Risikoschwangerschaft?
2. Gründe für eine Risikoschwangerschaft
3. Betreuung der Schwangeren
4. Risikoschwangerschaften als Lerninhalt bei MD Horizonte
5. Informationen zu CME-Punkten und prüfungsrelevanten Weiterbildungsangeboten
Was ist eine Risikoschwangerschaft?
Eine Schwangerschaft wird als Risikoschwangerschaft bewertet, wenn im Mutterpass unter dem Punkt A “Anamnese und allgemeine Befunde / Erste Vorsorge-Untersuchung” mindestens einer der Aufzählungspunkte 1 - 26 mit “Ja” beantwortet wurde.
Auch im Verlauf einer Schwangerschaft kann sich aus einer anfänglich physiologischen Schwangerschaft eine Risikoschwangerschaft entwickeln.
Mütterlicherseits können behandlungsbedürftige Erkrankungen neu auftreten. Beispielsweise unvorhersehbare Blutungen, Plazentainsuffizienz, Hypertonie oder ein Gestationsdiabetes.
Beachten Sie dazu unbedingt den Abschnitt unter dem Punkt B “Besondere Befunde im Schwangerenverlauf” im Mutterpass.
Gründe für eine Risikoschwangerschaft
Die vollständige Liste der Gründe für eine Risikoschwangerschaft finden Sie im Mutterpass unter den oben genannten Punkten A und B. Zusätzlich im ICD-10 unter dem Diagnoseschlüssel Z35.
Körperliche Merkmale
Alter, Gewicht, Größe und eine positive Infertilitätsanamnese spielen in der Einstufung eine Rolle.
Bei jüngeren Patientinnen unter 18 besteht eine erhöhte Gefahr vorzeitiger Wehen, der Entwicklung einer Präeklampsie sowie einer Mangelentwicklung des Fötus sowie Frühgeburten.
Werdende Mütter über 35 werden als Risikoschwangere unter anderem aufgrund einer erhöhten Anfälligkeit für die Entwicklung eines Gestationsdiabetes oder einer Präeklampsie eingestuft. Hinzu kommt die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Vorerkrankungen, peripartale Komplikationen und Chromosomenanomalien.
Das Gewicht der Schwangeren spielt hinsichtlich der Entwicklung des Fötus eine Rolle.
Bei untergewichtigen Frauen ist das Risiko erhöht untergewichtige oder unterentwickelte Säuglinge zu gebären, wohingegen bei übergewichtigen Frauen die Gefahr erhöht ist für das Gestationsalter zu große Neugeborene zu gebären.
Zudem stellen sich adipöse Frauen eher mit Diabetes oder Gestationsdiabetes sowie chronischer oder neu erworbener Gestationshypertonie vor.
Hinzu kommt das erhöhte Auftrittsrisiko der Eklampsie / Präeklampsie, des HELLP Syndroms, einer Niereninsuffizienz oder eines Apoplex.
Eine positive Infertilitätsanamnese mit uterinen oder zervikalen Fehlbildungen erhöht das Risiko für Frühgeburten aufgrund einer Zervixinsuffizienz oder einer einhergehenden Fehllage der Plazenta bei Myomen (Mutterpass Abschnitt A).
Ungünstige geburtshilfliche oder Reproduktions-Anamnese
Früh- oder Spätgeburten, Fehl- oder Totgeburten, Oligo- oder Polyhydramnion sowie Fehlstellungen des Fötus im Geburtskanal (z.B. Steißlage oder Schulterdystokie) in vergangenen Geburten und auftretende Symptome wie Spastiken oder epileptische Krampfanfälle mütterlicherseits während der Geburt begünstigen die Einstufung einer Risikoschwangerschaft.
Hat die werdende Mutter bereits ein Kind geboren und zeigt sich dieses mit einem Gendefekt oder einem Geburtsfehler, besteht bei einer Folgeschwangerschaft auch hier ein erhöhtes Risiko (Mutterpass Abschnitt A).
Präkonzeptionell bestehende Krankheiten
Hypertonie, Diabetes, Erkrankungen der Nieren, Anomalien im Uterus oder dem Becken, ein positiver Befund einer sexuell übertragbaren Infektion stufen Ihre Patientin als Risikoschwangere ein (Mutterpass Abschnitt A).
Peripartal auftretende Krankheiten
Auch eine zunächst physiologische Schwangerschaft kann zu einer Risikoschwangerschaft werden, wenn während der Schwangerschaft Krankheiten neu hinzukommen (Mutterpass Abschnitt B).
Gestationsdiabetes, Hyper- oder Hypotonie, Auffälligkeiten der Plazenta lösen neben anderen Ursachen die Einstufung als Risikoschwangere aus.
Betreuung der Schwangeren
Auch wenn der Begriff Risikoschwangerschaft zunächst beunruhigt, überzeugen Sie ihre Patientin, dass bei einer guten Betreuung und entsprechendem Verhalten der werdenden Mutter die meisten Schwangerschaften positiv verlaufen.
Besonderheiten der Betreuung
Ist ihre Patientin laut Einstufung eine Risikoschwangere oder wird im Laufe der Schwangerschaft so eingestuft, ist hier entgegengesetzt zur üblich pyramidalen Schwangerenbetreuung eine antipyramidale Betreuung sinnvoll.
Normalerweise wird die Betreuung der Schwangeren zum Ende der Schwangerschaft engmaschiger. (Empfohlene Intervalle zur Vorsorge bei normalem Schwangerschaftsverlauf: bis 32.Woche: alle vier Wochen / 32. – 40. Woche: alle zwei Wochen / ab Entbindungstermin alle 2 Tage)
Wurde eine Risikoschwangerschaft diagnostiziert, unterliegt besonders der Beginn der Schwangerschaft erhöhter Beobachtung und Beratung.
Zusatzuntersuchung wie beispielsweise Differential- Sonographie, Dopplersonographie, Tokographie, CTG vor der 28. Schwangerschaftswoche, Amniozentese (AC) oder Chorionzottenbiopsie (CVS) können angezeigt sein.
Beachten Sie, dass für die genannten Leistungen eine Risikoschwangerschaft klar definiert sein muss.
Hinzu kommt, dass es durchaus ratsam ist, ihrer Patientin bereits während der Schwangerschaft eine dem Risiko entsprechende adäquate Entbindungsklinik vorzuschlagen - beispielsweise mit einer angebundenen Kinderklinik.
Liegt bei Ihrer Patientin ein Diabetes vor, behalten Sie die Insulin- und Blutzuckerwerte im Auge und klären Sie Ihre Patientin hinsichtlich eventueller Schemata-Anpassungen auf.
In der Regel steigt der Insulinbedarf im zweiten bis dritten Trimenon, wobei die Anpassungen streng geregelt sind.
Empfehlen Sie Ihrer Patientin auch, sich regelmäßig zu bewegen, um die muskuläre Insulinresistenz zu mindern.
Bei bestehender Hypertonie und antepartalen medikamentösen Behandlungen beachten Sie die gegebenenfalls notwendige medikamentöse Anpassung oder Umstellung.
Antihypertensiva wie AT1-Rezeptorantagonisten oder ACE-Hemmer sind für Schwangere kontraindiziert.
Risikoschwangerschaften als Lerninhalt bei MD Horizonte
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Informationen zu CME-Punkten und prüfungsrelevanten Weiterbildungsangeboten
Der Kurs Gynäkologie & Geburtshilfe compact ist eine von der Bundes- und den Landesärztekammern anerkannte Fortbildung. Für die Teilnahme können bis zu 108 Fortbildungspunkte (CME-Punkte) erlangt werden.
Zur Teilnahme stehen Ihnen vier verschiedenen Formate zur Auswahl:
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- Als Online-Kurs Selbstlernen (ohne CME-Punkte)
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Autorin: Anne Isaac (Redaktionsteam MD Horizonte)
Quellen und weiterführende Ressourcen
Schwangerenvorsorge: Vortrag von Prof.. Dr. med Markus Schmidt im Rahmen des Kurses Gynäkologie und Geburtshilfe compact. [zitiert 21.April 2023]
Diabetes mellitus in der Schwangerschaft: Vortrag von Prof. Dr. med Franz Kainer im Rahmen des Kurses Gynäkologie und Geburtshilfe compact [zitiert 21.April 2023]
MDS manual Ausgabe für Patienten: Risikofaktoren für Risikoschwangerschaften [zitiert 21.April 2023]